Zum Radfahren nach Gelsenkirchen

Die Vorstellung mitten im Sommer zum Radfahren nach Gelsenkirchen zu fahren war für mich zunächst befremdlich. Mit Gelsenkirchen und Ruhrgebiet verbinde ich keine Urlaubsgefühle. Eher denke ich an Wolken und Regen, Industrie, Dreck, viel Verkehr, schlechte Straßen oder Industrieruinen. Eine flache Gegend, gehört noch zu den weit verbreiteten Vorurteilen. Trotzdem schloss ich mich an, um zum Bundesradsporttreffens 2023 (BRT2023) des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zu fahren, das der RC Gelsenkirchen-Buer ausrichtete. Vom 23. bis 29.7.2023 starteten ca. 300 Radfahrer täglich an der Gesamtschule Gelsenkirchen Erle auf die Strecken. Jeden Tag standen drei ausgeschilderte Rennradstrecken (~47 km, ~77km , ~110km ) und eine Gravelstrecke mit GPS-Track zur Verfügung. Im täglich wechselnden Begleitprogramm bot der Verein u.a. eine Stadtrundfahrt, eine Zechenbesichtigung und einen Rundgang auf Schalke an.

Das Radsporterlebnis war überraschend gut. Die Tour am Montag führte „Rund um den Granat„. Der Granat ist ein Naturwildpark nördlich von Gelsenkirchen in der Nähe von Haltern. Für eine Besichtigung war keine Zeit. In Erinnerung blieb der Wald und die durchfahrenen Alleen mit den großen, alten Bäumen, viele Radwege, kleine Straßen, wenig Verkehr. Dazu leichte Steigungen, die nicht zu sehen, sondern nur zu spüren waren. Und die kosteten auch Kraft. 507 hm auf 78 km sind nicht flach. Zum Schluss gab es Starkregen und Gewitter. Nach dreimal Unterstellen war alles egal und alles nass.

Für den Regen gerüstet ging es am Dienstag auf die Runde zum Pröbstingsee etwas nordwestlich vom Startort. Weniger Höhenmeter als am Vortag und kein Regen sorgten für eine schöne Radausfahrt. Und am Mittwoch führte der Weg auf alten Bahntrassen, die zu Radschnellwegen umgebaut sind, zur Ruhr und über die Ruhr bis ins bergische Land. Für die meisten Teilnehmer, die überwiegend aus Norddeutschland kamen schon eine veritable Bergetappe. Für die Teilnehmer aus dem Main-Taunus-Kreis vom RC Hattersheim keine ungewöhnlichen Steigungen. Aus dem Süden von Deutschland waren nur wenige Radfahrer angereist. Am Donnerstag starteten bei Dauerregen nur 40 Radfahrer auf die trotzdem perfekt ausgeschilderten Strecken. Noch eine flotte Fahrt am Freitag in den Nordwesten zum Schloss Raesfeld, bevor am Samstag eine kurze Runde zum „Abradeln“ ausgeschildert war.

Das BRT2023 in Gelsenkirchen präsentierte das Ruhrgebiet und das nördliche Umland als hervorragende Radregion. An großen Straßen verlaufen Radwege. Und viele kleine, wenig befahrene Straßen sind gut zum Radeln geeignet. Nicht nur die Ausschilderung des RC Gelsenkirchen-Buer war perfekt, auch die Ausschilderung der öffentlichen Radwege im Radrevier Ruhr ist hervorragend. Stillgelegte Bahntrassen, Kanaluferwege, Treidelpfade und Entdeckerrouten laden zum Radfahren ein. Ob Rennrad, Tourenrad, Gravelbike oder Mountainbike – für jeden ist etwas dabei.


Die Strecken des diesjährigen BRT2023 gibt es zum Download auf Komoot unter https://www.komoot.de/collection/1422710/-brt-2023

Zum nächsten Bundesradsporttreffen 2024 lädt der BDR vom 21. bis 27.7.2024 nach Hamburg ein. Dann nehmen hoffentlich wieder mehr Radfahrer teil. Statt täglich über 700 Anmeldungen in der Zeit vor Corona, gab es in diesem Jahr nur ca. 300 Starter am Tag.

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