Kroatien- Dubrovnik und Korçula

Es wird Zeit, sich mit dem Weg an der kroatischen Küste entlang auseinanderzusetzen. Der Landweg von Dubrovnik nach Split verläuft auf der Bundesstraße und hat viele starke Steigungen. Mir ist klar, dass ich nicht in der Lage bin, die Strecke bis nach Venedig in der verbleibenden Zeit auf dem Rad zu fahren. Stefan ist „über alle Berge“. Er kann es auf dem Rad schaffen. Das Schiff von Split mit teurer Nachtüberfahrt oder Deckpassage möchte ich nicht nehmen. Auf der italienischen Seite ist außerdem Regen angesagt. Sehr lange suche ich auf Croatiaferrys nach der Möglichkeit mit Fähren zumindest Teile des Weges zurückzulegen. Croatiaferrys fasst sämtliche Angebote der unterschiedlichen Fährgesellschaften auf seiner Seite übersichtlich nach verschiedenen Kriterien zusammen. Zuerst stelle ich fest, dass viele Fährlinien nur im Sommerhalbjahr von April bis September bedient werden. Die zweite Einschränkung ist, dass auf Katamaranen oft keine Fahrräder mitgenommen werden.

Zunächst geht es von Herceg Novi nach Dubrovnik. Die montegrinische Grenzstation ist gleich nach einer Tankstelle unten am Berg, die kroatische oben. Kurze Zeit später biegt meine Route steil in ein Tal ab. Erst kann ich mich nicht recht entschließen, die Hauptstraße zu verlassen, um dem Track zu folgen. Doch dann stürze ich mich die steile Straße hinunter und fahre 15 km auf einer wenig befahrenen Nebenstraße durch ein schönes Tal. Ein kleines rundes Steinhaus erinnert an die Steinhäuser in Apulien. 14 km vor Dubrovnik geht es zurück auf die Bundesstraße. In Erwartung einer schweren Steigung, die vor Dubrovnik kommt, fahre ich im dichten Verkehr. Immer mal wieder kommen mir die LKWs oder Busse gefährlich nah. Dann auf der Steigung. Sie wäre gut fahrbar, wäre da nicht der starke Verkehr. Nerven behalten und durch! Oben gibt es eine Ausbuchtung für die Fahrzeuge. Gelegenheit für einen kleinen Stopp und Aussicht genießen. Dann geht es abwärts und nach Dubrovnik hinein. Das Appartement, das im modernen Teil von Dubrovnik liegt, ist barrierefrei zu erreichen. Ich kann mein Fahrrad einfach hineinschieben. Der Vermieter empfiehlt mir noch ein Fahrradgeschäft für den dringend notwendigen Check.

Dubrovnik

Am nächsten Morgen fahre ich zuerst zum Radladen am Hafen. Ich habe Glück. Der Mechaniker hat Zeit und macht den Radcheck. Neue Bremsbeläge vorne, Kette und Ritzel säubern, überhaupt das ganze Rad putzen. Ein Kettenglied muss er austauschen. Währenddessen gehe ich zum Office von Jadrolinja, eine der großen Fährlinien. Die Fähre von Vela Luka auf Korçula nach Split fährt und nimmt Fahrräder mit. Nach Korçula fährt eine andere Gesellschaft, die ihr Büro gegenüber hat: TP Line. Der Schalter öffnet erst 12:30 Uhr. Also erst das Rad abholen. Das Rad sieht super aus und ich bin froh, dass jetzt alles ok ist und die Vorderbremse einwandfrei funktioniert. Am Schalter von TP Line frage ich nach dem Katamaran. Er fährt. Das Ticket würde mir die Verkäuferin am nächsten Tag verkaufen. Ob das Rad mitkommt, entscheide der Mann auf dem Boot. Normalerweise sei es kein Problem. Also kaufe ich das Ticket von Vela Luka nach Split. Dann zurück ins Appartement. Sachen, die ich heim schicken will, aussortiert. Hoffentlich brauche ich das nicht mehr. Aber ich möchte Gewicht sparen und Platz für Lebensmittel schaffen. An der kroatischen Küste besteht das Angebot für günstige Übernachtungen hauptsächlich aus Appartements. Das möchte ich nutzen und freue mich darüber, nicht mehr essen gehen zu müssen. Ich buche noch Unterkünfte auf Korçula und in Split.


Fast hätte ich, der vielen historischen Altstädte überdrüssig, die Altstadt von Dubrovnik nicht angeschaut. Sie darf man auf keinen Falll verpassen. Sie sticht durch ihre riesige Burganlage heraus. Hinter jeder Ecke lauert eine Überraschung. Ein Tag, an dem auch noch Organisatorisches zu erledigen ist, ist definitiv zu kurz für Dubrovnik. Es gibt interessante Museen u.a. über den Jugoslawienkrieg und die ältere Geschichte. Nichts davon habe ich gesehen. Mehr als ein paar Bilder nehme ich nicht mit. Da ich mich mit dem Gedanken anfreunde, zukünftig die zweite Hälfte des Winters im Süden zu verbringen, werde ich hoffentlich noch Gelegenheit haben, das nachzuholen. Im Winter ist es ruhig in Dubrovnik.

Bevor ich am nächsten Mittag zum Hafen gehe, ist noch Zeit einen Blick ins Red History Museum zu werfen. Ein Museum, das die Zeit des jugoslawischen Sozialismus in Theorie, Praxis und Erinnerung nachzeichnet.

Fast wäre es noch schiefgegangen! Das Fährticket nach Korçula in der Tasche. Der Mann auf der Fähre entscheidet, ob das Fahrrad mitkommt. Und der entscheidet, dass das Fahrrad nicht mitkommt – zuerst. Er erklärt mir, dass sie keine Fahrräder mitnehmen dürfen. Wie überzeuge ich diesen Mann? Erst sage ich, dass die Frau am Schalter gesagt hat, dass es normalerweise kein Problem sei und dass ja kaum Passagiere mitfahren. Er bleibt hart. Dann biete ich ihm an, etwas zu bezahlen. Das nutzt auch erstmal nicht. Erst als ich ihn bitte und sage, dass ich schon Hotel und Fährfahrt nach Split gebucht habe, wird er weich. Sie dürften keine Fahrräder mitnehmen, er wisse auch nicht warum. Dem älteren Mann soll ich Geld geben. Der möchte zehn Euro. Sie binden das Rad gut fest und es kommt sicher nach Korçula. Schaut man auf den Fahrplan, steht dort, dass der Katamaran Fahrräder mitnimmt. Sonst wäre ich ja gar nicht auf die Idee gekommen, über Korçula nach Split zu fahren.

Auf dem Katamaran nach Korçula

Auf der Fähre stehe ich eine Weile vorne und schaue mir die Insellandschaft an. Dabei frage ich mich, wie sie entstanden ist. Auch die Bucht von Kotro ist durch einen Meerwassereinbruch entstanden. Ich schaue nach. Tatsächlich ist diese Insellandschaft durch eine sogenannte Ingression entstanden. Zum Ende der Eiszeit ist der Meeresspiegel angestiegen und hat aus bergiger Landschaft eine Insellandschaft gemacht.

Noch vor zehn Uhr morgens habe ich gepackt und sitze auf dem Rad, um die 45 km bis nach Vela Luka bis 14 Uhr geschafft zu haben. Einige Höhenmeter erwarten mich. Zuerst geht es hoch. Bis 12% zeigt der Garmin an. Anstrengend, aber ich schaffe es. Langsam, immer wieder Kraft rausnehmend. Die Fahrt über die Insel ist schön. Die Tulpen blühen. Die Bäume treiben ihre Blüten aus. Die Sonne ist nicht mehr so strahlend wie am Vortag. Schleierwolken ziehen auf. Meine Strecke verläuft abseits der Hauptstraße, die über die höheren Hügel läuft. Ich umfahre sie und fahre auf Nebenstraßen mit moderaten Steigungen. Natursteinmauern bilden die Terassen, auf denen Olivenbäume wachsen. Es liegen trotzdem noch genug Natursteine herum. Kleine Orte mit einladenden Bars. Der Tourismus hat Modernität in die Gastronomie gebracht. Eine Zeitlang geht es an der Küste entlang. Steil fällt die Küste neben der Straße ab. Dann durch einen Ort, in dem die Menschen gerade aus der Kirche kommen. Danach fahre ich auf einem asphaltierten Weg, der auch als Radweg gekennzeichnet ist. Es geht durch Olivenhaine und leicht den Berg hinauf. Dann ist es nicht mehr weit. Die Romantik macht Richtung Küste dem Wirtschaftsraum Platz. Doch Vela Luka ist im Sonntagsschlaf. An der Fähre treffen nach und nach die Mitfahrer ein. Die Fähre legt um 14:30 Uhr an und 14:45 Uhr wieder ab. Schnell steigen die Wartenden ein. Autos und LKWs rollen auf die Fähre. Mein Rad befestige ich an der Seite. Froh, dass alles geklappt hat, trinke ich auf der Fähre ein Bier.

Vela Luka auf Korçula
Abfahrt nach Split
Herceg Novi – Dubrovnik 51 km610 hm
Korçula 46 km680 hm
Gefahrene Strecken auf Komoot

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