Fasano und Monopoli

In der Nacht hat es gestürmt. Ich möchte nicht bei Wind weiterfahren. Und ich möchte überhaupt nicht gleich weiterfahren, sondern mich noch ein bisschen umgucken. Ärgerlich, gestern ein Hotel in Brindisi gebucht zu haben. Das erkläre ich Stefan am Morgen. Er möchte nicht in Fasano bleiben, sondern weiterfahren. Ihm reicht das, was er vom Rad aus sieht. Also fährt er alleine weiter. Wir vereinbaren, uns in Igoumenitsa zu treffen, um dann gemeinsam nach Albanien zu fahren. Und ich bin damit zufrieden, nicht hetzen zu müssen. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg nach Monopoli. Der Bus kommt mit 10 Minuten Verspätung gerade recht, als ich an der Haltestelle stehe. Fahrkarte kann man nicht im Bus kaufen. Aber ohne Fahrkarte kann ich als einzige Passagierin auch mitfahren. Am Bahnhof gibt es einen Fahrkartenautomaten. Gäbe es nicht die Möglichkeit, den Dialog auf Deutsch zu bestreiten, wäre es mit dem Fahrkartenkauf schwierig geworden. Ich muss mich für einen Zug entscheiden und Name und Telefonnummer eingeben. Vielleicht auch nur deshalb, weil ich den Schnellzug ausgewählt habe. Eine Station bis Monopoli. Es dauert eine Weile, bis ich die Besonderheit dieser Stadt, die als schönste Stadt Apuliens gehandelt wird, entdecke. Es sind die weiß getünchten Häuser und der helle Sandstein, die das Bild bestimmen. Die Dame in der Touristeninformation erklärt mir, dass die weiße Farbe aus den Steinen des Steinbruchs in Poggio Imperiale hergestellt wird. Sie würde desinfizierend wirken und seit dem 16./17. Jahrhundert verwendet. Damals gab es einige Pestausbrüche. Ihr erst mürrischer Gesichtsausdruck wird freundlich. Sie scheint stolz auf ihre Stadt und den hellen Sandstein. Führungen gibt es leider erst ab 1. April, wenn die Touristensaison beginnt. Monopoli hat einen kleinen Hafen, eine Burg und eine große Kathedrale. Das Museum öffnet erst 17:30 Uhr. Zu spät für mich. Ich genieße eins der leckeren Sandwiches, die es in Apulien gibt. Allein die Küche, die auch immer mehr Gemüse enthält, hält mich ein bisschen in Apulien fest. Und der gute Wein. Wieder verbindet das Meer die Kulturen stärker, als dass es trennt. Die Region war in vorchristlicher Zeit von den Griechen besetzt. Noch heute wird vom gemeinsamen Kulturraum Apulien – Korfu gesprochen. Bwohl sie griechisch anmuten, seien die weißen Häuser nicht etwa ein griechischer Import, sondern hätten sich gleichzeitig in der gesamten Region entwickelt.
Zwar bringt der stürmische Südwind eine gewisse Milde, die sich von der Klarheit des vom Nordostwind getragenen Wetters unterscheidet, trotzdem ist es kühl in Monopoli. Ich fahre zurück, wieder ohne Fahrschein im Bus. Samstagabend sind die Restaurants überfüllt. Also suche ich mir eine Bar mit guter Musik.

Am nächsten Tag stürmt es immer noch. Im Schatten des Bergrückens wandere ich nach Selva di Fasano. Dort hatte ich auf der Fahrt Wohnhäuser gesehen, die in Trullo-Optik gebaut wurden. Der Weg führt mich an einem Zoo-Safaripark vorbei. Dann steigt er durch den Wald steil an. Hinter mir höre ich die Tiere brüllen. „Hoffentlich bricht jetzt kein Tiger aus“, beschleicht mich eine irrationale Angst. Beim Abstieg auf einem anderen Weg höre ich sie wieder brüllen. Es hört sich eher wie ein wohliges Brüllen an. Es ist ein schöner Weg. Die Wanderwege sind zwar steinig, aber angelegt. Die Aussicht könnte bei klarem Blick besser sein, aber sie gefällt mir auch so.

Auch in Fasano entdecke ich noch einige schöne Ecken. Nur der Autoverkehr bleibt noch zu erwähnen. Im Norden von Italien sind die Autofahrer meist sehr rücksichtsvoll, Innenstädte oft verkehrsberuhigt. Das ist angenehm. Es gibt viel weniger Verkehr in den norditalienischen Städten. In Apulien fragt man sich, ob es andere Verkehrsregeln gibt. Das Überqueren eines Zebrastreifens oder der grünen Ampel kann leicht zu einem Kräftemessen mit Autofahrern werden. Wer die stärkeren Nerven hat, gewinnt. Und auf den Landstraßen fahren viele Autos so schnell, wie die Straße es hergibt. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrszeichen scheinen nur Empfehlungen zu sein.

Wanderung nach Selva di Fasano

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