In zwei Tagen nach Albanien

Beim Aufwachen weiss ich noch nicht, ob ich heute oder morgen nach Griechenland übersetzen soll. Intensiv studiere ich den Wetterbericht und komme zu dem Schluss, dass ich heute die Fähre nehmen sollte. Beim Frühstück unterhalte ich mich mit dem Wirt. Er hat sein B&B Amati in Fasano Stück für Stück aufgebaut. Erst eine Wohnung gekauft, dann die anderen. Inzwischen gehört ihm das ganze Haus. Er will ein Boutiquehotel draus machen. Die Zimmer sind schon mal sehr schön. Es ist alles sehr geschmackvoll. Das Frühstück ist sehr gut. Die Pandemie habe ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Langsam fände er ins Leben zurück.
Dann zum Bahnhof. Am Morgen hat es geregnet. Aus den Schlaglöchern sind kleine Seen geworden. Zum Glück habe ich die Regenüberschuhe griffbereit. Fahrkarte am Automaten kann ich jetzt schon. Ein Fernzug nach Bologna fährt zu spät ein und steht noch da, als endlich der Zug nach Brindisi kommt. Nächste Station steigt ein junges Paar mit vollgepackten Rädern ein. Sie kommen aus Frankreich, aus der Gegend von Lyon, waren vier Wochen auf Sizilien und fahren jetzt noch 10 Tage in Apulien rum, bevor sie mit dem Bus heim fahren. Sie zelten und übernachten mit Warmshower oder Couchsurfing. Ihr Gepäck transportieren sie in Plastikfässern am Rad. Sie steigen auch in Brindisi aus.


Auf dem Weg zum Hafen gibt es einen starken Platzregen. Regensachen rausgekramt und übergezogen. Aber die Straße verwandelt sich in eine Landschaft aus riesigen Pfützen. Ich werde von unten nass. Dann Check-In und lange warten. Das Schiff hat angekündigt 45 Minuten Verspätun. Am Ende werden es 90 Minuten. „Wegen dem Sturm“, erklärt mir einer der Fahrer. Die LKWs fahren in einer langen Schlange vorbei. 160 LKWs kann die Fähre aufnehmen. Jeden Tag 160 LKWs erzählt ein Hafenmitarbeiter. Viele von ihnen kämen aus Barcelona mit der Fähre nach Civitavecchia und führen dann weiter nach Brindisi, um von dort nach Igoumenitsa überzusetzen. Ich sehe Trucks aus vielen Ländern: Italien, Griechenland, Spanien, Bulgarien, Rumänien, Türkei und aus dem Iran. Ich reihe mich mit meinem Fahrrad in die Schlange der LKWs ein und fahre auf die Fähre. Das Rad kann in einem separaten Raum stehen. Die Fähre ist wie ein Parkhaus. Auf mehreren Etagen werden die Trucks untergebracht. Teilweise fahren sie rückwärts auf die Fähre und rückwärts ins Untergeschoss. Nur wenige Zentimeter Platz ist zwischen den Fahrzeugen. Das ruft bei mir große Bewunderung für die Fahrer hervor. Die Fahrer scheinen sich zu kennen. Jede Woche würde er diese Strecke fahren, erzählt einer von ihnen. Am Ende der Fahrt sitzen sie in großen Gruppen zusammen und unterhalten sich. Während der Fahrt schlafen viele in den Kabinen.

Ich unterhalte mich mit einem deutschen Motorradfahrer aus Pforzheim. Er ist ein digitaler Nomade, hat seine Wohnung gekündigt und verbringt die Winter im Süden. Dort mietet er sich für ein oder zwei Monate Wohnungen. Jetzt ist er auf dem Weg von Sizilien nach Bulgarien. Wenn er in Deutschland ist, wohnt er im Wohnwagen. Als das Schiff ablegt, suche ich mir einen Liegesessel. Es schaukelt ganz schön. Und ich merke, dass mir schwindelig wird.
Die meiste Zeit bleibe ich im Sitz. Ein Regenbogen lockt mich nach draußen. Mit den LKWs verlasse ich das Schiff, fahre zum Hotel, kaufe zwei Dosen Bier und sitze noch in der milden Nacht auf dem Balkon.

Von Igoumenitsa nach Sarandë

Erst gehe ich morgens ins falsche Café. Das Café, das Stefan ausgesucht hat, ist überwältigend. Eine Woche müsste man hier bleiben, um das internationale Gebäck auszuprobieren. Von griechischem Blätterteig bis Müsliriegel ist alles da. Gegen 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. Noch Euro holen. An den Geldautomaten Schlangen von Menschen. Wir können nur spekulieren, dass vielleicht die Rentner am letzten des Monats ihre Rente erwarten. Ansonsten viel Verkehr und schlechte Straßen. Später führt der Weg durch Apfelsinenplantagen. Hin- und wieder ein Auto und hin und wieder ein Hund, der nicht nur lethargisch am Straßenrand liegt, sondern bellend den Fahrrädern hinterher rennt. Vor der Grenze, die nach nicht mal dreißig Kilometern kommt, eine Steigung. Sieben/ acht Prozent geht sie hoch. Das fährt sich noch gut. Der griechische Grenzbeamte sagt: „Auf der anderen Seite ist es besser “ Er meint nicht die Straßenseite. Er meint Albanien. Auf meinen Einwurf, dass es von Igoumenitsa zur Grenze auch gut war, sagt er, dass dies die Touristen beurteilen müssten. In Albanien sind kaum Autos unterwegs. Die Überlandstraßen sind gut. Eine europäische mit albanischer Flagge. Ein laut bellender Hund, der hinterher rennt. In Italien gab es solche Hunde kaum noch. Sie sind angekettet oder hinter dem Zaun. Moscheen auf Hügeln. Apfelsinenplantagen, eine Flussquerung mit Ruderboot. Die Fähre ist in Reparatur. Das Ruderboot hat zwar einen Motor, aber der wird nicht benutzt. Wir sind im Naturschutzgebiet Butrint. In Sarandë Beach holen wir Geld. Alles auf albanisch. Funktioniert trotzdem. Immer wieder gibt es kleine Steigungen unter zehn Prozent. Ausblick auf Berge und das Meer. Dunstig und gegen die Sonne schlecht zu fotografieren. Junge Männer in alten Luxuskarossen jagen in Sarandë Beach durch die Gegend. In altmodischen Autowerkstätten werden die Gebrauchtwagen wieder aufgearbeitet.

Sarandë ist viel größer als ich erwartet habe. Von einem Hügel geht es hinunter in die Stadt. Über fünf Kilometer mit Hotels links und rechts der Straße. Eine schöne Promenade. Die Bucht, in der Sarandë liegt, ist vollständig von Bergen eingeschlossen. In jede Richtung geht es hoch.

Erst finden wir das Hotel nicht. Die Hausnummern fehlen überwiegend. Ein Mann mit Fahrrad hilft uns, ruft bei der Adresse an und so finden wir die Unterkunft.

Blick auf Sarandë vom Balkon des Zimmers im B&B Onhezmi Rooms
Igoumenitsa – Sarandë 68 km530 hm

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