Rimini bis Pescara – Radwege und Tourismus

Kilometerlang, teilweise mehrere zehn Kilometer am Stück verlaufen Radwege an den Promenaden oder Stränden der Adria zwischen Rimini und Pescara. Bis Pescara reihen sich die Badeorte aneinander. Eine Promenade schöner als die andere. Noch schlafen die meisten Hotels und Restaurants oder werden für die Saison hergerichtet. Nur Wenige sind geöffnet. Immer weiter Richtung Süden und Osten führt uns unser Weg. Die Sonne geht früher auf und steht früher im Zenit. So ist es vormittags recht warm, während es ab 15 Uhr schon kühl wird. Nachts sinken die Temperaturen immer noch an den Gefrierpunkt und in den Abbruzen liegt Schnee. Der Februar ist ein guter Monat, um die Adria hinunter zu fahren. Die Radwege und Pomenaden sind relativ leer. Nur ein paar Spaziergänger sind mittags in der Sonne unterwegs. Die Wochenenden mit ihren Ausflüglern geben eine Vorahnung davon, was in der Saison los ist. Dann geht es auf dem Rad nur noch im Schritttempo vorwärts. Es ist eine unspektakuläre, aber schöne Radtour – überwiegend flach, bei strahlendem Sonnenschein – , bei der der Fokus auf dem Radfahren liegt.

Gleich hinter Cattolica wartet die erste Steigung auf uns. Schon um 7 Uhr mussten wir frühstücken. Ab 8:30 Uhr wurde das Wasser abgestellt. Entsprechend früh, schon um 9:00 Uhr starten wir. Und das ist gut so. 86 km werden es an diesem Tag bis Ancona. Die ersten veritablen Steigungen gilt es zu bezwingen. Die 10% Steigung komme ich hinauf, den kurzen Stich. Länger hätte er nicht werden dürfen. Bis Ancona fahren wir flach, meist am Meer, nur zum Schluss auf Hauptstraße in die Stadt. Den ganzen Tag sind wir mit dem Online Check-In für die Zimmer beschäftigt. Wenn es nicht so nervig wäre, müsste ich laut lachen. Die Anwendung funktioniert nicht richtig und immer wieder muss man per WhatsApp mit der Vermieterin kommunizieren, damit sie den Prozess im Hintergrund weiterbringt.

Südlich von Ancona führt unsere Route wieder durchs Hinterland, um die starken Steigungen im Naturpark direkt am Meer zu umfahren. Mit dem Gepäck sind auch die moderaten Steigungen anstrengend. In der Stadt passe ich sofort und schiebe die steilen Abschnitte hinauf. Nach den anfänglichen Steigungen geht es wieder flach am Meer weiter. Mal direkt am Strand, mal auf der dahinterliegenden Straße. Wieder ein traumhafter Tag mit strahlendem Sonnenschein und Rückenwind. Ein klein wenig wärmer als am Vortag.

Mit dem Gravelbike unterwegs verlockt es mich, einen Tag Pause mit einem kleinem Ausflug ins Hinterland zu machen. Wir bleiben in Porto San Giorgio, einem Badeort am Ende einer dieser ewig langen Radwegabschnitte. Am Strand Spaziergänger, Boulespieler, Jogger. Der kleine Ausflug nach Lapedona ist ein Genuss. Unten am Meer ist es jetzt windig und kühl, während es im Land angenehm warm ist. Das Angebot der kleinen Bar hundert Meter neben dem Hotel lädt ein. Ich komme ins Schwärmen und frage mich, ob diese Gegend nicht genau der richtige Ort ist, um den trüben Februartagen in Deutschland zu entfliehen.

Pescara durchfahren wir an einem Samstag. Die Menschen treffen sich hier am Samstagmorgen auf der Promenade, grüßen sich laut und freudig. Es ist anders als an den Wochentagen. Jogger, Walker, Gruppen von Rennradfahrern, Paare, Senioren, Spaziergänger mit und ohne Hund. Ähnlich wie am Sonntag zuvor in Bologna. Später verlaufen Fuß- und Radweg zusammen. Dort ist kaum ein Durchkommen. Südlich von Pescara ändert sich das Bild. Die Orte werden kleiner und weniger mondän. Wir befinden uns nun in einer anderen Region, in Molise, eine kleine Region zwischen den Abbruzzen und Apulien. Ein völlig neuer Radweg auf über 30 km führt von Ortona bis Vasto. Es ist ein bisschen wie auf einer Radautobahn. Zwei stillgelegte Bahnhöfe ansonsten fährt man an den Orten vorbei. Vor Ortona ist der Radweg noch im Bau. Erst durch Matsch und eine Absperrung überwinden und dann geht es am Meer entlang. Die Tunnel der ehemaligen Eisenbahnstrecke sind renoviert und haben Licht. So können wir flach am Meer entlang unser Ziel erreichen. Das hügelige Hinterland wird so vermieden. Es fährt sich wirklich sehr gut, trotzdem fehlt die Abwechslung. Nach über 20 Kilometern bin ich froh, wieder ein Stück Straße zu fahren. Am Rande des Radweges sehe ich eine Unterkunft für Migranten. Zwei Afrikaner sitzen auf dem Radweg, der gleichzeitig auch ein Streifen für Füßgänger hat. Und endlich registriere ich auch mal die Trabucchi, die ins Meer hinausragen. Trabbucchi sieht man an der Küste zwischen Pescara und der Halbinsel Gargano. Es sind Pfahlbauten von denen aus die Fischer ihre Netze in die Strömung halten. An Stellen, an denen Fischschwärme vorbeiziehen.

Cattolica – Ancona86 km290 hm
Ancona – Porto San Giorgio 65 km260 hm
Lapedona26 km360 hm
Porto San Giorgio – Silvi83 km120 hm
Silvi – Le Morge61 km190 hm
Gefahrene Strecken auf Komoot

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