Zum Donaudelta

Eine herrliche Aussicht auf das Meer beim Frühstück. Ein junger Deutscher, der alleine auf Rundreise ist, erzählt von seinem Besuch bei seinen rumänischen Kollegen besucht und ist begeistert von der Art, wie die Menschen miteinander umgehen. Ohne Stress packen wir zusammen und starten. Die ersten Kilometer auf ziemlich schlechten Straßen. Es ist heiß und anstrengend. In einem Kloster machen wir eine kurze Pause. Erst bellen die Hunde und kommen uns entgegen. Aber sie bleiben stehen. Als wir Kekse essen, kommen sie und betteln. Für mich ist der Tag sehr anstrengend. Die Landschaft wird hier durch riesige Getreidefelder und ein paar Hügel geprägt. Das Land ist hügelig bis zum Delta. Ziegen stehen am Wegesrand. Unsere Straße ist im Bau. 10 km angefräste Straße. Danach läuft es gut. In einem Ort machen wir Pause an einer Bar. Es ist schon 14 Uhr und bis zu unserem Ziel wären es noch 47 km. Das kann ich nicht schaffen. Ich schlage Josine vor, ein Zimmer zu nehmen. Sie willigt ein und ich buche Zimmer in Babadag. Es geht nun über die Hauptstraße. Mit Containern beladene Lastwagen fahren an uns vorbei. Viele! Begleitfahrzeuge tragen das Schild ‚Convoi exceptionel‘. Waffen für die Ukraine geht mir durch den Kopf. Ich frage mich, wie die Menschen in der Ukraine nach dem Krieg zusammenleben werden. Diejenigen, die das Land verlassen haben mit denjenigen, die gekämpft haben.
Kurz vor dem Ziel noch eine Pause an einer Kapelle. Dann geht es über den letzten Anstieg durch einen schönen Wald. In Babadag der letzte Kampf. Es geht steil hoch zu der Pension. Ich muss abschnallen und das Gepäck einzeln hochtragen. Josine hilft mir. Hinter den Mauern ein sehr vielfältiges Anwesen mit mehreren Häusern und Wohnungen, sowie verschiedenen Sitzplätzen. Dazwischen Feuerstellen, Rosen und andere Zierpflanzen. Handwerklich nicht perfekt, aber mit Ambiente. Wir bekommen eine Wohnung für uns. Ich freue mich darüber, dass es Josine so gut gefällt. Eigentlich wollen wir einkaufen, aber dann gehen wir doch essen. Es ist schon spät. Kleine Zigeunermädels – vielleicht 12,13,14 Jahre – gehen aufgedonnert in die Stadt. Ich frage mich, ob sie sich prostituieren.

Eine kleine Etappe nur noch bis nach Murighiol, dem ersten Ort am Donaudelta. Der Umweg über Murighiol auf dem Weg zum Ende des Donauradwegs in Tulcea lohnt sich. Wir können uns Zeit lassen und den Blick und das kleine Anwesen genießen. Die Nebenstraßen, auf denen wir von Baldadag bis nach Murighiol fahren, sind neu und gut. Aber ist sehr heiß. Wir machen Pause an einem großen See in Sarichioi, dem L. Razim. Er trennt die landwirtschaftliche Zone von der nichtzugänglichen Schilfzone. Auf dem See beobachte ich die ersten Frösche in den Algen. Am See bereitet man sich auch auf die Saison vor. Zwei kleine Lokale, Boote und ein Kindersoielplatz gibt es.
Später treffen wir ein deutsches Radlerpaar, das die Donau entlang geradelt ist. Sie kommen aus dem Donaudelta und geben uns gute Tipps. Sie sind teils mit dem Schiff, aber dann mit dem Rad bis nach Sulina und vorn dort nach Sfantu Gheorge gefahren. Es wäre anstrengend, aber fahrbar. Dann schicke ich Josine, die tapfer langsam hinter mir herradelt vor. Zu langsam fahren ist genauso anstrengend, wie zu schnell fahren. An einem Supermarkt wartet sie. Das ist schon kurz vor dem Ziel. In den Orten blühen die Rosen überall. Ein Rosenmeer. Die Gärten sind sehr schön. Hin und wieder sieht man Schilder, dass ein europäisches Programm zur Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum hier aktiv ist. Tatsächlich wird im Straßenbau und im öffentlichen Raum einiges gemacht.
Unser Ziel ist der Campingplatz am Lacul Murighiol. „Murighiol ist nicht nur eine Ortschaft im Donaudelta sondern auch ein Ort des jahrhunderte langen multikulturellen und multiethnischen Zusammenlebens von Rumänen, Ukrainern, Türken und Tataren mit ihren vielfältigen Bräuchen. Unweit des Ortes finden Sie die Überreste der alten griechisch/römischen Hafenstadt Halmyris.“ kann man auf der Homepage des Campingplatzes lesen.

Josine erzählt etwas über „currency“ eines Landes. Es ist eine Formulierung zu dem Thema, worauf Menschen sich einigen, welche Werte im Umgang miteinander gelten sollen. Sie findet, dass die Art wie Nationen ihren Nationalfeiertag verbringen, viel darüber aussagt. Die Serben säßen zusammen, hörten Musik und feierten während die Niederländer als Handelsnation Flohmarkt machten. Ein interessanter Gedanke. Ich frage mich, was die Deutschen am Nationalfeiertag machen? Ich gehe meistens zur Weinwanderung.

2 Kommentare zu „Zum Donaudelta

  1. Ihren Blog heute entdeckt. Sehr nette Berichte. War eig. auf der Suche nach einem Buch mit dem Titel „die Radlerin“
    Wenn wir einander getroffen hätten, wären wir wahrscheinlich einige Zeit gemeinsam gefahren … ich wäre auch eher die Donau entlang gefahren 😉 ..
    . aber nicht bis ins Donaudelta, da war ich schon.

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