Am 1.Mai nach Serbien

Die Strecke von Slavonski Brod nach Osijek verläuft unspektakulär und flach meist auf Nebenstraßen. Der befürchtete Gegenwind blieb aus. Einzig ein Truthahn in Geflügelherde, der lautstark seinen Ärger zum Ausdruck brachte, erregte meine Aufmerksamkeit. Die kilometerlangen Straßendörfer machen das Radeln abwechslungsreich. Werden sie mal durch Felder durchbrochen, wird es gleich langweilig. Kurz vor Osijek beginnt ein erstklassiger von der EU gesponserter Radweg. Es könnte mehr davon geben.

In Osijek treffe ich Patricia. Sie kommt morgens an, nachdem sie die Nacht mit dem Fahrer durchgefahren ist. Ich treffe sie bei Magdalena, die ich im letzten Jahr schon kennengelernt habe. Magdalena erzählt, dass sie am 10. Juni einen Auftritt mit ihrer Bauchtanzgruppe in Belgrad hat. Vielleicht schaffe ich es ja auf dem Rückweg, dort zuzuschauen. An diesem Tag ist unser Ziel Vukovar. Keine große Entfernung. Während einer Rast in Dalj werden wir von einer serbischen Frau in ihren Hof eingeladen. Der Grill wird vorbereitet. Die Getränke stehen auf dem Tisch. Sie kommt aus Novi Sad, schwärmt von ihrer Stadt und den Serben. Ein bisschen Angst macht sie uns vor Bulgarien. Und in Serbien wäre es noch ärmlicher als in Kroatien. Ihre Freundin kommt dazu. Ihr gefällt, dass ich durch Russland gefahren bin und eine positive Erfahrung mit Russen gemacht habe. Die Serben wären genauso herzlich wie die Russen. Patricia probiert Schnaps und Käse. Die Einladung zum Essen lehnen wir ab und fahren weiter. In Vukovar besichtigen wir den Wasserturm – das Symbol der kroatischen Einheit. . Der Ausblick ist fantastisch und der Aufgang zur Aussichtsplatform ist mit Schrägen statt Treppen sehr modern. Die historische Ausstellung zu den Kriegsereignissen ist verwirrend. Es gibt eine Animation mit schießenden Panzern, Truppen und Flugzeugen. Mir fehlt eine historische Einordnung.

Der nächste Tag verspricht hart zu werden. Wir werden den ganzen Tag Gegenwind haben. Am Nachmittag zunehmend. Es ist ein Sonntag, der 1. Mai. In Kroatien herrscht sonntägliche Stille. Die Strecke wird 20 km vor der serbischen Grenze hügelig. Wir durchfahren mehrere Täler mit jeweils 8% Steigung bei Ab- und Auffahrt. Das ist aber schon das Äußerste, was wir mit dem Gepäck fahren können. Um nach Serbien zu kommen queren wir die Donau. Und schon auf der Brücke hören wir die Partymusik vom serbischen Ufer. An der Grenze zeigen wir die Personalausweise vor. Das wars. Impfpass wird nicht erwartet, obwohl das auswärtige Amt es auf seiner Seite schreibt. Hier ist die Pandemie vorbei. Die ersten 10 km fahren wir auf der Landstraße. Es sieht so aus, wie uns Serbien beschrieben wurde: Alles in schlechtem Zustand. In einem Garten wird gefeiert. Den Rest der Strecke fahren wir auf dem gut ausgebauten Damm an der Donau. Die Donau wird am 1. Mai zur Partymeile. In allen Gärten und an allen möglichen Stellen an der Donau wird gegrillt und es ertönt laute Musik. Meist serbische Rockmusik. Eine großartige Stimmung. Der 1. Mai ist wahrscheinlich der beste Tag, um nach Serbien einzureisen. In Novi Sad bin ich vollkommen erschöpft von 86 km im Gegenwind. Wir haben Bierdurst, Hunger und kein serbisches Geld. Also Geldautomat und Restaurant suchen. Beides gelingt.

Der 2. und der 3. Mai sind in Serbien noch Feiertag. MTS, wo ich eine Prepaid Karte fürs Smartphone kaufen wollte, arbeitet erst am 3. Mai wieder. Die Innenstadt von Novi Sad ist schön renoviert und sehr belebt. Novi Sad ist dieses Jahr europäische Kulturhauptstadt. Wir schauen uns die Festung Petrovaradin aus dem 18. Jahrhundert an. In den unteren Räumen der Burg stellen Galeristen aus. Ein Galerist erzählt, dass die Vojvodina bis 1918 unter habsburgischer Herrschaft war und Novi Sad, die Hauptstadt der Vojvodina, deshalb anders sei als Belgrad, das lange von den Türken besetzt war. In der Vojvodina träfen sich viele Kulturen z.B. Ungarn, Slowaken, Rumänen, Bulgaren, Kroaten, Roma und Deutsche. Im Juli gibt es das Exit-Festival , ein Musikfestival, auf der Burg. Grund, um im Juli wieder nach Novi Sad zu kommen.

Donaupromenade in Novi Sad

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