Nesebar und Sonnenstrand

In Burgas werde ich herzlich verabschiedet. Ivan, der Vermieter erzählt, dass er die Wohnung nur ausnahmsweise mal über booking vermietet hat. Vorher wohnte eine Familie dort und am 1.Juni zieht eine ukrainische Familie ein. Eine Frau aus einem Büro im Erdgeschoss kommt neugierig auf die Straße, als sie mein beladenes Fahrrad sieht. Allein die Vorstellung, das ich mit dem Rad nach Varna fahre, ist für sie nicht nachvollziehbar. Sie gießt Wasser auf den Bordstein. Eine Sitte in Bulgarien, um Glück zu wünschen und ich verspreche von Varna ein Bild zu schicken. Es ist nur eine kurze Etappe von Burgas bis zum Sonnenstrand. Auf diesem Weg wäre ich besser dem Radweg, wie er auf Komoot vorgegeben ist, gefolgt. Doch ich ziehe es vor ein paar Höhenmeter zu sparen. So fahre ich sieben Kilometer auf der Autobahn. Es gibt sogar ein Hinweisschild, dass Radfahren verboten ist. Ich bin auf dem Weg zu Andreas und Karen. Im letzten Jahr war ich Andreas auf Telegram gefolgt, wo er seine Deutschlandradrundfahrt dokumentiert hatte. Daher wusste ich, dass die Beiden nach Bulgarien umgezogen sind. Eine gute Gelegenheit, ihnen einen Besuch abzustatten und sich über die Lebensbedingungen von deutschen Auswanderern in Bulgarien zu informieren-

Sie empfangen mich sehr herzlich in ihrem komfortablen neuen Zuhause. Sie wohnen in einer kleinen Einfamilienhaussiedlung etwas erhöht mit Blick auf die Bucht des Sonnenstrands. Seit drei Monaten sind sie dort und haben hart gearbeitet, um sich ihr schönes Haus nach ihren Vorstellungen zurecht zu machen. Sie hatten Glück. Die meisten Unterkünfte gibt es hier in großen Appartementhäusern. Das ist jedoch nicht nach ihrem Geschmack.

Wir verbringen einen schönen Tag in Nesebar, einem historischen Städtchen am Ende der Halbinsel des Sonnenstrandes. Schon die Thraker siedelten an diesem Ort, bevor die Griechen(6.Jh v.C) und später die Römer(1. Jh n.C) ihn einnahmen. Hafen, Weinhandel und Fischerei bildeten die ökonomische Basis. Die vielen mittelalterlichen Kirchen, die die Zeit des osmanischen Reiches überstanden haben, prägen den Ort und machen seinen besonderen Reiz aus. Kurz vor Beginn der Saison ist es angenehm in Nesebar. Freunde von Andreas und Karen erzählen, dass der Ort im Sommer so voll wäre, dass man nicht mehr durchkäme. Sie erzählen auch von der deutschen Community, die sich in der Gegend von Burgas gebildet hätte. Fast jeden Tag gäbe es Treffen, bei denen Auswanderer in Kontakt kommen könnten. Sie leben schon seit einigen Jahren in der Nähe des Sonnenstrandes. Andere entdecken die bulgarische Küste zufällig als Auswanderungsort, wie Andreas und Karen im letzten Jahr bei einem Besuch bei ihren Freunden. Die bulgarische Schwarzmeerküste ist wegen geringer Lebenshaltungskosten bei deutschen Rentnern als Auswanderungsziel beliebt. Hinzu kommen Menschen, die Deutschland wegen Impfpflicht und rigiden Coronamaßnahmen verlassen haben. In Bulgarien sind nur 25% der Menschen geimpft und Maskenpflicht wurde nicht überall umgesetzt.

Noch bereitet der Sonnenstrand sich auf den Ansturm der Touristen vor. Riesige Appartmenthäuser geben eine Ahnung von den Menschenmassen, die erwartet werden. Vor einigen Häusern stehen ukrainische Autos. Hier wohnen ukrainische Familien, die die Ukraine wegen dem Krieg verlassen haben. Der bulgarische Staat bezahlt die Miete. Am 1. Juni sollen sie ausziehen, weil dann die Touristen bekommen. Viele Bauruinen zeugen von Spekulation und Fehlinvestitionen. Ein bizarres Ambiente, wo sich die Architekten gegenseitig an Geschmacklosigkeit zu überbieten versuchen. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

Ein Kommentar zu “Nesebar und Sonnenstrand

  1. Schönes Land und ggf eine Alternative für den letzten Teil des Lebens. Was viele deutsche Auswanderer verschweigen ist die Tatsache, dass sie mehrmals im Jahr zu medizinischen Zwecken Deutschland aufsuchen. Solange man in D noch eine Bleibe hat ist das Auswandern auf Zeit eine gute Sache.

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